Pungschder Kerb

Wie die meisten aller Kerwen in Hessen, war in den siebziger Jahren auch die Pungschder Kerb so ziemlich am Ende. Während die Kerwen in der Nachkriegszeit einen Aufschwung erlebten – die Menschen wollten trotz aller Not eben miteinander feiern – schlief der Brauch der Kerwen, abgesehen von denen in ein paar kleineren Dörfern, ein. Der steigende Wohlstand, das Fernsehen und auch das Aufkommen der Video – Geräte in der damaligen Zeit spielten sicherlich eine große Rolle, denn man ging ja auch nicht mehr „miteinander“ ins Kino, sondern hockte sich eben allein vor die Glotze!

Als Rainer und Peter 1978 die Rose übernahmen und auf die Idee kamen, doch wieder mal eine „Pungschder Kerb“ zu feiern, wurden sie von den meisten Gästen schlicht ausgelacht.

Von den Meisten, denn ein paar, allen voran der erste Kerwevadder „Seppl“ Kurt Neubauer, Zimmermeister Kurt Schmidt (war nach dem Krieg mehrere Male Kerwevadder), Altbürgermeister „Just“ Justus Ahlheim, Willi Opper, Abi Krüger, Harald Haber, die „Schwimmerinnen“ Gerdi Heinrich, Melitta Brodrecht, Hildegard und Adam Rieber, Hermann Neber, Annelie Hengstenberger, Gerlinde und Kurt Hasse – um nur einige zu nennen, wollten es doch probieren und so kam es gleich zu zwei Neuerungen in der Pungschder Kerb. Zum einen gab es nicht nur Kerweborsch, sondern auch Kerwemädcher und zum anderen war das Durchschnittsalter doch ziemlich hoch.

Beide „Neuerungen“ sind bis heute geblieben, denn die jüngeren Jahrgänge ziehen es scheinbar doch vor, „nur dabei“ zu sein statt mitzumachen.

Der erste Kerweumzug, 1978, war umwerfend – er bestand nur aus einem Wagen der Rose mit ihren Kerweleit´.

Erst nach und nach schlossen sich die anderen Pungschder Wirtschaften mit ihren Gästen und einige Vereine den Umzügen und der Pungschter Kerb an. Unter der Regie der Rose umfaßte der Pungschder Kerweumzug am Freitagabend (auch eine Neuerung) bis zu 167 Zugnummern, so daß die letzte Gruppe noch auf dem Brauereihof stand, während der Kerwevadder schon bei der Rose angelangt war.

Auch die „Pungschder Straßenkerb“ wurde in der Rose geboren. Als 1982 unter Führung der Rose in Pungscht am Kerwesonntag das erste Mal die Hauptstraße (immerhin eine Bundesstraße) für die erste Pungschder Straßenkerb gesperrt wurde, war die Hölle los. Ganz Pungscht feierte bei strahlendem Sonnenschein mit zigtausenden von auswärtigen Gästen.

Es war die erste Straßenkerb überhaupt und sie hat in der Zwischenzeit hunderte von Nachahmern gefunden. Ein größeres Lob kann es eigentlich nicht geben, aber jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten.

Seit 1978 hat die Rose 3 Kerwevädder – „Seppl“ Kurt Neubauer – Karl Heinz Schmidt – „Jo“ Adalbert Johannes (der am längsten amtierende Kerwevadder überhaupt) und im Großen und Ganzen auch immer noch die gleichen Kerweleit´- fast schon zuviel der Tradition, aber es macht uns allen immer noch Spaß.

Natürlich hat sich auch die Pungschder Kerb im Laufe der Jahre gewandelt – sie wird seit einigen Jahren von der Hotel- und Gaststättengesellschaft Pfungstadt organisiert – aber sie ist immer noch eines der größten Feste in Hessen.

Die Kerweleit´ der Rose jedoch erhalten seit einigen Jahren kräftige Unterstützung aus Bern, denn die Mitglieder vom „Le Furz de Bärn“ sind nicht nur gerngesehene Gäste, sondern sie helfen auch tatkräftig beim Arbeiten und Feiern „rund um die Rose“ mit und haben den Status von „Ehrenkerweleit´ der Rose.

Und ein ganz besonderes „Dankeschön“ muß im Zusammenhang mit der Kerb an alle unsere Nachbarn geh´n, denn ohne deren guten Willen, ihre Hilfsbereitschaft und ihr Verständnis, wäre die erste „neue“ Pungschder Kerb im Jahre 1978 auch schon die letzte gewesen.